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Jochen Stelzer
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Nicht der Weisheit letzter Schluß

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Stellungnahme zum Kienbaumgutachten Jugendamt

Nicht der Weisheit letzter Schluss

Der Auftrag an Kienbaum war klar definiert: eine Organisationsuntersuchung im Jugendamt. Im Mittelpunkt der Untersuchung sollten die einzelnen Aufgaben des Amtes und des damit verbundenen Ressourceneinsatzes, die Überprüfung der Wirtschaftlichkeit der Aufgabenwahrnehmung, Ansatzpunkte zur Optimierung und das Herausarbeiten von Soll-Vorschlägen für eine Verbesserung der Wirtschaftlichkeit stehen.

Beim kritischen lesen des vorliegenden Gutachtens und bewerten der aufgezeigten Schlussfolgerungen drängt sich mir der Eindruck auf, Kienbaum bewertet viele jugendpolitische Akzente und Maßnahmen, die unser Ausschuss beschloss und setzt sie als Einsparpotential herab. Das Gutachten zielt mit dieser Vorgehensweise über den gestellten Auftrag hinaus. Inhalte der Jugendarbeit, Marl spezifischen Antworten auf Problemlagen, Bewertung von sich mittelfristig abzeichnenden Entwicklungen z.B. beim Bedarf an KIGA- und Hortplätzen, Auswirkungen des neuen §9 GTK auf KIGA-Plätze, die Notwendigkeit einer Kinder- und Jugendbeauftragten usw. können nicht Bestandteil einer Organisationsuntersuchung sein und eignen sich nicht als Verfügungsmasse, um den städtischen Haushalt zu sanieren. Über die Notwendigkeit dieser und anderer jugendpolitischer Produkte entschied nach oft langer fachlicher Diskussion und Einbindung von Expertenmeinungen unser Ausschuss und letztlich der Rat der Stadt Marl. Ich spreche dem Gutachten die jugendpolitische Kompetenz ab, Inhalte und Notwendigkeiten Marler Jugendpolitik zu bewerten.

Die Einschätzung der Arbeit des ASD (Allgemeiner Sozialer Dienst) mag ein weiteres Beispiel für meine Kritik sein: „...Insbesondere die in der jüngsten Zeit stark angestiegenen Fallzahlen deuten darauf hin, dass der ASD wichtige Entwicklungen in Problembereichen bei Marler Jugendlichen nicht ausreichend nachgekommen ist.“ Mit einem weiteren Spiegelstrich erwähnt das Gutachten das hohe Durchschnittsalter der ASD-Beschäftigten. So entsteht ein fataler Eindruck: Der überalterte ASD ist für gestiegene Fallzahlen verantwortlich.

Organisationsabläufe zu durchleuchten und die Wirtschaftlichkeit der Aufgabenerledigung durchzurechnen, ist die Stärke Kienbaums, nicht die Bewertung der Inhalte und Erfordernisse unserer Jugendpolitik. Die planen, beschließen und kontrollieren wir selbst. Für den Ausschuss für Kinder- Jugend- und Familie sind Investitionen in Kinder keine leeren Phrasen, sondern fachlich begründete Investitionen in unsere Zukunft. Dieser tragende Leitgedanke steht hinter allen unseren Beschlüssen. – Über Optimierungen der Verwaltungsabläufe und eine wirtschaftlichere Leistungserbringung lassen wir mit uns reden. Aber die Marler Jugendpolitik gestaltet unser Ausschuss, nicht ein Gutachten.


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