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Jochen Stelzer
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Flugplatz Loemühle

Archiv > 1991 - 2000 > 2000
Bis zu einem gewissen Grad lassen sich Zahlen, Statistiken und Aussagen unterschiedlich interpretieren, je nach Zugehörigkeit zu den Befürwortern oder Ausbaugegnern. Die Kernfrage lautet aber für alle gleich: Sind wir gewillt, in die verkehrliche Vielfalt zu investieren und sehen wir für den Verkehrslandeplatz Loemühle eine lohnende Zukunft, die die notwendigen Investitionen rechtfertigen.
Unser Blick muss für die sorgfältige Abwägung der Vor- und Nachteile über die bisherigen Aktivitäten auf dem VLP hinausgehen, auch über die Grenzen des Kreises.
Die verkehrliche Infrastruktur ist Anliegen der Landesregierung und auch in diesem Kontext steht unsere Beschlussfassung. In der Koalitionsvereinbarung steht:
· Erfüllung der Nachfrage von Wirtschaft und Bevölkerung nach
Luftverkehrsleistungen,
· Sicherung der Flughäfen als Wirtschafts- und Standortfaktor,
Ernst Schwanhold schreibt dazu in einem Brief vom 12.5.2000:
„Wie Ihnen schon mein Kollege Steinbrück mit schreiben vom 16.9.1999 mitgeteilt hat, ist eine Stilllegung des Schwerpunktlande- platzes mit der Luftverkehrskonzeption nicht zu vereinbaren.“
Die SPD-Mehrheit im Kreistag fasste 1993 den Beschluss: “im Rahmen des rechtlich zulässigen soll alles getan werden, um den Geschäftsreiseverkehr zu intensivieren.“ Und 1998 beschloss der Kreistag:“Der Kreistag bekräftigt seine Grundsatzentscheidung von 93, den Flugplatz Loemühle aus wirtschaftlichen und struktur- politischen Gründen in seinem Status als Verkehrslandeplatz zu erhalten und den Geschäftsreiseverkehr zu intensivieren.“ Allen, die sich damals und heute mit dem VLP befassen ist klar, das diese Beschlusslage immer bedeutete, ein mehr an Geschäftsflugverkehr, nicht erst seit der Diskussion über JAR OPS I. Dass diese vorrangige Aufgabe der VLP-GmbH bisher nur unzureichend umgesetzt wurde, mag die Geschäftsleitung erklären.
Durch den Handlungsdruck, den die Umsetzung von JAR OPS I ausübt, nicht nur auf den VLP Loemühle, ist eine neue, finale Situation für Loemühle entstanden. Wir müssen Farbe bekennen. Wir müssen uns entscheiden zwischen einer wünschenswerten Anpassung der Landebahn an JAR OPS I oder einer Stilllegung des VLP. Dazwischen gibt es m.M. nach keine andere, akzeptable Variante.
Die Landebahnanpassung trägt zur Standortsicherung von 12 Firmen aus der Region bei, d.h. es betrifft 145 Arbeitsplätze. Die Auswirkungen auf die geschäftlichen Aktivitäten dieser Firmen durch eine Stilllegung des VLP sind nachzulesen. Arbeitsplatzverlust ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.
Standortsicherheit für betroffene Firmen ist ein Aspekt, denn sie schafft für die Firmen die notwendigen Rahmenbedingungen, um ihre wirtschaftlichen Aktivitäten solide betreiben und Expansionen am Standort voraus-schauend planen zu können.
Standortvorteile ist der andere Aspekt. Im Wirtschaftsraum Deutschland und Europa ist besonders im Dienstleistungssektor „Zeit=Geld“. Schneller, kostengünstiger Service stellt somit einen wesentlichen Vorteil für Firmen da. Das Flugzeug hat entscheidende Vorteile, bis hin zum ökologisch-ökonomischen Aspekt. Mit Recht weisen die betroffenen Firmen auf die günstige Lage des VLP hin, der über die Autobahn schnell erreichbar ist. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf die Briefe von Firmen, die nicht in Marl oder im Kreis ansässig sind.
Steigende Flugzahlen in NRW und JAR OPS I entwickeln eine Eigendynamik, von der auch der VLP Loemühle profitieren kann, wenn die Landebahnanpassung erfolgt. – Es zeichnet sich eine Verdrängung der kleinen, geschäftlich genutzten Maschinen ab. Die Slots werden in Düsseldorf, Dortmund und Münster für die großen Maschinen benötigt, das bringt hohe Einnahmen. Die kleinen Fluggeräte müssen in die Region abwandern. VLP’s, die JAR OPS I erfüllen, fangen dieses Segment auf. Die erhöhten Landegebühren wirken sich positiv auf die Bilanz dieser VLP aus. Loemühle könnte sich ein gutes Stück dieses Segmentes sichern und würde den Gesellschaftszweck besser und mit finanziellem Erfolg erfüllen. Es ist zudem nicht ganz unwahrscheinlich, dass durch solch eine positive Entwicklung weitere Arbeitsplätze direkt am VLP und in der Region entstehen.
So betrachtet geht es darum, mutig in die Zukunft zu schauen und in diese Zukunft zu investieren.
Geld spielt in der Diskussion Pro + Contra Ausbau der Landebahn eine wesentliche Rolle. Es stehen jeweils zweistellige Millionenbeträge im Raum; Anpassung an JAR OPS I und Stilllegung/Umwandelung kosten Steuermittel. Anfallende Kosten sind nicht unter den Teppich zu kehren und man muss politisch abwägen, welche Kosten vertretbar sind,
Die Gegner einer Landebahnanpassung übergehen recht schnell die Kosten einer Stillegung und würden die Investitionen einer Landebahnverlängerung lieber in andere Maßnahmen einbringen. Es ist unangenehm zuzugeben, dass eine Stillegung von Loemühle wesentlich mehr Steuergelder verbraucht, als eine Anpassung an JAR OPS I. Hier: ca. 14 Mio, für JAR OPS I (mögliche Zuschüsse noch nicht abgezogen), dort ca. 24 Mio für die Aufgabe des VLP. Was das für Marl bedeutet, bei einem Kreisumlageschlüssel von 15,6% kann man sich ausrechnen.
In unterschiedlichen Facetten wird die ZUKUNFT bemüht. Die Ausbaugegner spekulieren mit Entwicklungen in der Zukunft, wenn sie die Umnutzung in ein Gewerbegebiet oder einen Freizeitpark anregen. Sie wollen eine Option auf die Zukunft durch Aufgabe des VLP. (Die Erbpachtgeber lassen aber nur eine Nutzung für fliegerische Zwecke zu und würden sich jeder anderen Nutzung widersetzen.)
Die Befürworter einer Anpassung an JAR OPS I wollen eine Option auf die Zukunft durch eine optimierte Nutzung einer bestehenden Infrastruktur. Bisherige INVESTITIONEN würden weiter genutzt und ergänzt. Zukünftige Entwicklungen des VLP bauen auf dem Bestehenden auf, was Sinn macht.
Die Sorge, dass sich Loemühle in Richtung Regionalflughafen entwickeln könnte, spiegelt sich in keiner Aussage oder Information wieder.
Auch die geäußerte Sorge, das durch eine Anpassung an JAR OPS I eine deutliche Zunahme des nichtgewerblichen Flugverkehrs entstünde, ist m.M. nach unbegründet, da für dieses Fluggeräte JAR OPS I keine Bedeutung hat. Eine Verdrängung dieser Maschinen von anderen VLP’s hin zu Loemühle zeichnet sich nicht ab.
Unsere Region, die Emscher-Lippe-Region, braucht verkehrliche Vielfalt, heute und besonders in der Zukunft. Gewerbegebiete gibt es in jeder Stadt und Feizeitparks sind derzeit trendy. Einen Schwerpunktlandeplatz für den gewerblichen Flugverkehr gibt es aber nur in Marl/RE! Geben wir diesen bestehenden Vorteil nicht auf!


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