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Jochen Stelzer
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Qualitätssicherung an der VhS

Archiv > 1991 - 2000 > 1997
Qualitätssicherung - für uns kein Thema/ein Thema? Gleich, welcher Fragestellung jeder von uns näher steht, beide sind provokant.
...Kein Thema könnte bedeuten, das uns in unserer Kursleitertätigkeit die Qualitätssicherung nur am Rande interessiert, meistens in den Kursen, die mit Abschlüssen oder Zertifikaten enden. Kein Thema könnte aber auch bedeuten, die Sicherung der Qualität unserer Produkte läuft und braucht nicht mehr hinterfragt werden.
...Tendiert man eher zur Annahme, das Qualitätssicherung ein Thema für uns ist, dann wird es Zeit, diese Fragestellung mit Inhalten zu füllen und zu führen.
In der Fachliteratur taucht der Begriff Qualitätssicherung immer häufiger auf; er klingt irgendwie gut, macht was her und doch kann ihn kaum jemand so richtig fassen. Was ist Qualität in einem Kurs? Wer definiert Qualität? Wie überprüfe ich diese Qualität? Und dann: Was ist zu tun, um die Qualität der Kurse zu sichern? - Ich könnte auch ganz hart und direkt fragen: Brauchen wir als Kursleiter überhaupt die Qualitätssicherung?
Aus diesen wenigen, einführenden Gedanken ersehen sie, daß die Auseinandersetzung mit dem Begriff und seinen verborgenen Inhalten sehr vielschichtig ist und das jeder von uns einen unterschiedlichen Zugang dazu hat. Für die Kursleiter z.B. im Sprachenbereich, EDV oder bei den schulischen Abschlüssen wird der Begriff Qualitätssicherung sicher anders gewichtet, als für einen Kursleiter im Bereich Töpfern, Seidenmalerei, politische Bildung. Der Qualitätsfrage und Sicherung müssen wir uns aber alle stellen, wenn wir ehrlich sind.
Das Produkt, daß wir als Kursleiterinnen und Kursleiter herstellen, muß sich zu-nehmend auf einem immer enger werdenden Weiterbildungsmarkt behaupten. Unser Produkt muß sich messen lassen und wird gemessen:
- an den Angeboten der anderen WB-Einrichtungen,
- an definierten Standards,
- an der Akzeptanz des Produktes,
- von den Kursteilnehmern
- und von den Gremien, die letztlich das Geld bereitstellen.
Qualitätssicherung ist m.M. nach umfassend zu betrachten und ist mehr, als das qualitativ anspruchsvolle Ziel/Ergebnis eines Kurses. Mit unseren Kursen stehen wir im Blickpunkt ganz unterschiedlicher Interessen und Begehrlichkeiten. Wir müssen die Berechtigung all unserer Kursangebote immer wieder herausarbeiten und untermauern, was „lebenslanges und ganzheitliches Lernen“ bedeutet. - Ich erwähne dies auch unter dem Gesichtspunkt, daß der Rotstift überall lauert und Weiterbildung immer noch nicht den gleichen Status genießt, wie die klassische Schulbildung. Daher ist eine Diskussion über die Qualitätssicherung auch als Standortbestimmung zu verstehen.
Neue Anforderungen und vielfältige Veränderungen von und in den Einrichtungen der Weiterbildung führen zu veränderten Qualitätsanforderungen sowohl beruflich-personenbezogener als auch institutsbezogener Art.
Qualitätssicherung ist in aller Munde, aber und da spekuliere ich einmal, den wenigsten ist klar, was sie bedeutet, welche Prozesse notwendig sind, um Qualität zu sichern.
Ganz schnell kann man sagen, die Qualitätssicherung setzt die Sicherung, Anpassung und Weiterentwicklung der Lehrinhalte, Methoden und der einzusetzenden Medien voraus. Welche Qualifikationsanforderungen im einzelnen aber erforderlich sind, ist nicht hinreichend bekannt.
Von uns Kursleiterinnen und Kursleitern erwarten die Teilnehmer, daß wir ein Produkt/Dienstleistung abliefern, das formal und inhaltlich auf dem aktuellen Stand ist. Der Kursteilnehmer setzt mit Recht voraus, ein qualitativ ansprechendes Produkt für sein Geld zu erhalten. Dies sicherzustellen, ist unsere Aufgabe als Honorarkräfte. Qualitätssicherung müßte also „unsere Aufgabe“, eine permanente Herausforderung sei. Ist sie das? Machen wir uns Gedanken über die Qualität unseres Produktes und der Sicherung dieser Qualität?
Die Lehrtätigkeit in der Weiterbildung wird nach wie vor überwiegend von Honorarkräften ausgeübt. Dies bedeutet, daß die Qualität des Angebotes in erheblichem Maße von dem nebenberuflichen oder freiberuflichen Personal geprägt wird. Dieses Personal ist in der Regel aber erwachsenenpädagogisch nicht ausgebildet. Ferner kommt es darauf an, daß das lehrende Personal in der Weiterbildung vergleichbar mit dem Lehrpersonal in der Schule Weiterentwicklungen didaktischer und methodischer Art berücksichtigt und sich entsprechend weiterqualifiziert. Aus diesen Gründen ergibt sich ein erheblicher und ständiger Bedarf an Fortbildung. Aufgrund der hohen Zahl (ca.90000 Kursleiter in NRW) sind hier große Anstrengungen erforderlich.
Ist die Kursleiterfortbildung derzeit so, daß sie den fachlichen und erwachsenen-pädagogischen Qualitätsanforderungen entspricht?
Wie und durch wen soll die Kursleiterfortbildung angesichts der Forderung nach Qualitätssicherung und -entwicklung verstärkt gefördert und organisiert werden?
Ich möchte sie anstoßen, sich darüber einmal Gedanken zu machen und ggf. dies wichtige Thema auf der kommenden Kursleiterversammlung zu vertiefen. Den heutigen Einstieg verstehen sie als den Beginn einer Diskussion über Qualitätssicherung. Es wäre ein gutes Ergebnis dieses TOP’s, wenn wir heute, trotz des Zeitdrucks, einige Gedanken und Anregungen zusammentragen, um ggf. das Feld abzustecken, welches wir dann „beackern“ können.


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